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Sessionsrückblick der August-Session vom 25. – 27. August 2021 in Chur

Die August-Session des Grossen Rates stand ganz im Zeichen der Wahl von Aita Zanetti zur neuen Standespräsidentin und den Pandemie- und Wolfsfragen. Die Sachvorlagen beinhalteten eine Teilrevision des Pensionskassengesetzes, eine Teilrevision des Gesetzes über den Justizvollzug und eine Teilrevision des Einführungsgesetzes zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch bezüglich Grundbuchabfragen. Die MITTE-Fraktion zeigte sich zudem sehr aktiv bei den Debatten zu diversen Vorstössen.

Ehrenvolle Wahl von Aita Zanetti als Standespräsidentin

Aita Zanetti, Co-Präsidentin der MITTE Graubünden, wurde zum Auftakt der August-Session mit einer hervorragenden Stimmenzahl zur neuen Standespräsidentin gewählt. Ihr Amtsjahr eröffnete sie mit der folgenden, im vollen Wortlaut wiedergegebenen Ansprache:

Stimadas grondcusglieras, stimats grondcusgliers

Grazcha fich per Vossa fiduzcha – id es per mai üna gronda onur da pudair presidar per ün on il Grond cussagl, üna lezcha ch’eu surpigl cun plaschair e intégra. Gugent piglia l’occasiun per drizzar seguond üsit ün pêr pleds invers iI parlamaint, la regenza, ils giasts sülla tribüna e las medias. Avant però gratulescha cordialmaing a Tarzisius Caviezel per sia elecziun sco viecpresident dal Grond Cussagl e til giavüsch da gnir davantvart e da tour plazza. Predschà Tarzisius, eu m’allegr sün nossa collavuraziun e sun persvasa cha no ans cumplettain in nossa funcziun cumünaivla e fain insembel buna lavur.

Gerne möchte ich an dieser Stelle auch meinem Amtsvorgänger Martin Wieland von Herzen für seine umsichtige Ratsführung danken. Selbstredend auch für dieses spezielle Lehrjahr, welches ich unter seiner Leitung habe erleben dürfen, grazcha fich. Bei seinem Amtsantritt hat er sein Präsidialjahr unter die Schlagworte Demut, Dankbarkeit und Bescheidenheit gestellt. Als ihm nachfolgende Präsidentin dieses Rates möchte ich ein weiteres Glied schmieden und zu dieser Kette hinzufügen, nämlich jenes der Gemeinschaft, la cumünanza.

Graubünden ist ein Kanton, in dem die Gemeinden eine zentrale und tragende Rolle spielen – im politischen Alltag, aber nicht nur. In unseren Dörfern und Tälern gibt es unzählige engagierte Personen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen. Sei dies in einem Sportverein, einer Musikgesellschaft, in Branchenverbänden oder beim Bekleiden eines politischen Amtes. Allen gemeinsam ist die Stärkung und Entwicklung ihres jeweiligen Tätigkeitsfeldes, somit tragen sie massgebend zum Wesen Graubündens bei. Als Bäuerin kommt mir dabei das Bild einer Blumenwiese in den Sinn: erst die Gesamtheit der einzelnen Blumen und Kräuter bringt die Schönheit und Einzigartigkeit des Ganzen zum Vorschein. Jedes Kraut und jede Blüte haben ihren Platz, keine ist wichtiger als die andere – und selbstverständlich sollte die Wiese auch gepflegt werden. Die Pflege der Wiesen und Weiden liegt mir besonders am Herzen, denn sie bilden nicht nur die Lebensgrundlage der bäuerlichen Familien, sondern sind Teil unserer kostbaren Kulturlandschaft und somit unserer Identität. Auch diese Aufgabe kann nur im Verbund, da cumünanza, unter Einbezug und Achtung aller Interessensgruppen umgesetzt werden. Gerade meine Region mit dem Schweizerischen Nationalpark, diesem geschützten Gebiet, zeigt mir eindrücklich, dass ein Mit- und Nebeneinander von auf den ersten Blick sich wiedersprechenden Akteuren möglich ist. Symbolisch möchte ich hier an den Übergang zwischen der Val Mingèr und der Val Plavna erinnern. Dieser Übergang heisst auf vallader «sur il Foss» – auf Deutsch «über dem Graben» und ist tatsächlich ein länglicher, mittlerweile eingewachsener Graben, genauer ein Schützengraben aus längst vergangener Zeit. Etwas überraschend, auf über 2315 m.ü.M. einen alten militärischen Zeugen vorzufinden. In unserer Gesellschaft werden oftmals Gräben, das Trennende gesucht, gefunden und auch gepflegt. Wir sehen Unterschiede weniger als Ergänzungen oder Bereicherungen und vernachlässigen das Verbindende. Doch wir haben die Wahl. Wir können über den eigenen «Foss» sehen, diesen ersten Schritt wagen und die Lage von der gegenüberliegenden Seite betrachten. Vielleicht ist dann der vermeintliche «Foss» also der Graben gar nicht so tief, so unüberwindbar, ja, er kann sogar verbinden und uns einen neuen Weg weisen.

Neue Wege beschreiten mussten auch unsere Vorfahren, manche haben sprichwörtlich den Weg in die Fremde unter die Füsse genommen und so in vielen Gemeinden das soziale und kulturelle Leben, das wir heute noch kennen, geprägt. Die stolzen Palazzi und die zwiebelförmigen Giebel sind lediglich zwei Zeugnisse der erfolgreichen Auswanderer. Heimweh und die Verbundenheit zur Scholle waren ihre steten Begleiter und die Liebe zur romanischen Kultur ist im Leben und Werk mancher Randulins spürbar.

La diversità del nostro Cantone comprende anche la componente linguistica, e anche qui i Grigioni sono unici con le loro tre lingue ufficiali. Già durante il mio periodo come vicepresidente, ho cercato di vivere attivamente il trilinguismo in questo Consiglio e cercherò di continuare su questa strada. La diversità linguistica è parte intégrante del suddetto substrato culturale, e deve pertanto essere coltivato con cura. Tuttavia, una diversità vivace ed efficace dipende assolutamente dal fatto che i nostri villaggi e le nostre vallate offrano delle prospettive concrete ai giovani. Esse dovrebbero essere in grado di fare le loro esperienze al di fuori del loro ambiente familiare, ma dovrebbero anche poter beneficiare di concrete opportunità, in modo che possano un giorno tornare e trovare la possibilità di farsi una vita nelle loro regioni d’origine. Il modo migliore per promuovere le zone rurali è quello di modellare le condizioni quadro, in modo tale che la nostra gioventù, il nostro futuro, abbia effettivamente un futuro anche nei Grigioni. Anche questo compito può essere risolto solo insieme, con centri forti che promuovono e sostengono l’ulteriore sviluppo delle comunità e delle vallate circostanti. La catena si rompe sempre nel punto più debole ; un’equa distribuzione degli oneri e un sostegno mirato alle pari opportunità all’interno del Cantone saranno pertanto discussi ancora e ancora in questo Consiglio.

Eu nu less finir meis pled sainza avair ingrazchà da tuot cour a meis hom Jachen, ed a noss uffants Seraina, Not, Jon ed a Flurin. Els sun mia pozza, mia funtana d’inspiraziun e d’energia, meis cusgliaders fidels cun ün spiert critic e sincer.

Ingrazchar lessa eir a mia fracziun pella fiduzcha e pel sustegn. Sco prüma duonna dal parti burgais democratic am vaivat propuonüda in quista funcziun, sco commembra da l’Allianza dal Center das-cha uossa esser vossa presidenta.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, ich freue mich auf die kommenden Tage mit Gesprächen, Diskussionen und Debatten, die über Gräben hinwegsehen oder Gräben auch als Möglichkeiten verstehen, die, nicht nur in den Bergen, Verbindungen schaffen.

Und selbstverständlich freue ich mich ganz besonders, dass ich Sie am Samstag zusammen mit der Bevölkerung von Scuol in Sent auf dem Dorfplatz begrüssen darf.

Ersatzwahlen in die GPK und die Kommission für Justiz und Sicherheit

  • MITTE-Grossrätin Gaby Ulber wurde für den Rest der Amtsdauer 2018 bis 2022 in die Geschäftsprüfungskommission gewählt.
  • MITTE-Grossrat Philipp Ruckstuhl wurde für den Rest der Amtsdauer 2018 bis 2022 in die Kommission für Justiz und Sicherheit gewählt.

Teilrevision des Pensionskassengesetzes

Am Mittwochnachmittag hat sich das Bündner Parlament gleich zum Start in die Session mit einem anspruchsvollen Geschäft befasst: mit der Teilrevision des Pensionskassengesetzes. Um die Pensionskasse des Kantons Graubünden konkurrenzfähig zu erhalten, hat die Regierung eine Erhöhung der Sparbeiträge der Versicherten und eine Anpassung des Koordinationsabzugs vorgeschlagen. Im Weiteren will der Kanton Garantie leisten für die per 31. Dezember 2021 laufenden Renten.

Für Diskussionen unter reger Beteiligung der Fraktion der MITTE sorgte vor allem die Frage, um wie viel die Sparbeiträge erhöht werden sollen. Die grosse Mehrheit der Fraktion setzte sich zusammen mit der Kommissionsmehrheit für ein Leistungsziel von 35% wie bei der Pensionskasse der RhB und der Stadt Chur ein. Für diese Lösung setzten sich insbesondere die Fraktionsmitglieder Seppo Caluori, Elita Florin, Urs Hardegger. Livio Zanetti, Men-Duri Ellemunter, Gabriela Tomaschett und Jeanette Bürgi ein. Die Regierung schlug mit Unterstützung der SP ein Leistungsziel von 36% vor. Fraktionsmitglied Romano Paterlini wollte die Sparbeiträge deutlich tiefer ansetzen (24,4 Prozent) und bezeichnete die vorgeschlagenen Lösungen von Regierung und Kommission als «Luxuslösung». Ebenfalls oppositionsfreudig zeigte sich Reto Crameri (CO-Fraktionschef der MITTE Graubünden), der sich als Vertreter der Interessen der Polizei-Mitarbeitenden gegen eine Erhöhung des Alters für die vorzeitige Pensionierung einsetzte. Beide blieben letztlich ohne Erfolg.

Teilrevision des Einführungsgesetzes zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch

Anstoss für die Revision war ein Auftrag von MITTE-Grossrat Gian Derungs in der Dezembersession 2019. Darin forderte Derungs die Limitierung von Grundeigentümerdatenabfragen auf der Geodatendrehscheibe GeoGR auf fünf Stück pro Tag und Anwenderin beziehungsweise Anwender zu beseitigen. MITTE-Regierungsrat Marcus Caduff erläuterte die Teilrevision, dass neu ohne Registrierung zehn anstelle von bisher fünf Abfragen pro Tag möglich sein sollen. Mit Registrierung können Serienabfragen bis maximal 50 ausgeführt werden. Mit 102:0 Stimmen bei 0 Enthaltungen stimmt das Parlament der Teilrevision zu. Sie soll per 1. Januar 2022 in Kraft treten.

Teilrevision des Gesetzes über den Justizvollzug

MITTE-Grossrat und Kommissionspräsident Gian Derungs präsentierte die Teilrevision des Gesetzes über den Justizvollzug. Die Änderungen betreffen primär die Übertragung von Vollzugsaufgaben auf Dritte, die Bearbeitung von Personendaten und den Rechtsschutz. Weiter soll mit der Teilrevision der Informationsaustausch unter den Strafvollzugsbehörden, anderen Behörden sowie Fachpersonen erleichtert werden. Mit diesen Neuerungen sowie der Einführung eines Einspracheverfahrens für das anstaltsinterne Verfahren sollen die Vollzugsverfahren optimiert und der Rechtsschutz erhöht werden. Die Unbestrittenheit der Vorlage zeigte sich in der abschliessenden Abstimmung, die mit 93:0 Stimmen bei 0 Enthaltungen angenommen wurde.

Kantonale Ausführungsverordnung über Massnahmen betreffend Publikumsanlässe von überkantonaler Bedeutung in Zusammenhang mit der Covid-19-Epidemie

Die Ausführungsverordnung regelt die Umsetzung des bundesrätlichen COVID-19 Schutzschirmes für Publikumsanlässe. MITTE-Fraktionsvorstandsmitglied und WAK-Kommissionspräsidentin Carmelia Maissen führte den Rat durch dieses Geschäft, MITTE-Regierungsmitglied und Vizepräsident Marcus Caduff vertrat die Regierung. Die Verordnung wird per 1. August in Kraft gesetzt. Dafür wird ein Nachtragskredit von 5 Mio. Fr. für 2021 benötigt und 4 Mio. Fr. werden im Kantonsbudget 2022 vorgesehen. Der Schutzschirm ist als Versicherung konzipiert. Die Hälfte der allfällig auszubezahlenden Summe übernimmt der Bund. Die Vorlage wurde mit 96:0 Stimmen bei 0 Enthaltungen angenommen.

Auftrag Rüegg betreffend Tourismus-Nachfrage-Stabilisierungsprogramm 2022

FDP-Grossrat Thomas Rüegg forderte in seinem Auftrag, dass auch Unterstützungsmassnahmen des Kantons zugunsten des Städte- und Konferenztourismus getroffen werden. Der Auftrag hatte bei der Einreichung auch zahlreiche Unterschriften aus der MITTE-Fraktion erhalten. Die Regierung, vertreten durch MITTE-Regierungsmitglied Marcus Caduff, lehnte den Auftrag ab. Das Anliegen vermochte aber trotzdem die Unterstützung einiger Mitglieder der MITTE-Fraktion zu bewahren. Der Auftrag wurde daher überwiesen.

Auftrag von Stiffler betreffend Tourismusstrategie Graubünden

Erfolgreich konnte sich Regierungsvizepräsident Marcus Caduff beim Auftrag von FDP-Grossrätin Vera Stiffler durchsetzen. In diesem Auftrag fordert die Hälfte des Parlaments die Regierung auf, zeitnah und gemeinsam mit heterogenen, touristischen Akteuren im Kanton eine zeitgemässe und der Situation angepasste Tourismusstrategie für die Zeit nach der Pandemie zu erarbeiten. Die Regierung beantragt dem Grossen Rat, den vorliegenden Auftrag etwas abzuändern: Die Regierung erarbeitet eine Tourismusstrategie Graubünden als Orientierungsrahmen für die Akteure im Tourismus, wobei die inhaltliche Gliederung der Regierung überlassen bleibt. Regierungsrat Marcus Caduff sagte dazu: «Die Regierung will die Strategie nicht im stillen Kämmerlein entwickeln. Es ist zwingend, dass die touristischen Akteure in die Erarbeitung der Strategie involviert werden. Sie müssen die Strategie ja letztlich auch umsetzen». Der Auftrag wird mit 85:0 Stimmen bei 2 Enthaltungen in der abgeänderten Form an die Regierung überwiesen.

Auftrag Caviezel betreffend Anerkennung von Mindereinnahmen/Mehrkosten Covid-19 ab März 2021

Die knapp 80 Antragsteller wurden anstelle des neuen Standesvizepräsidenten Tarzisius Caviezel von MITTE-Grossrat Reto Loepfe vertreten. Sie forderten von der Regierung, eine Rechtsgrundlage als Nachfolgelösung für die Anerkennung von Mindereinnahmen und Mehrkosten aus der Covid-19-Pandemie ab März 2021 zu erarbeiten und eine Gesamtbetrachtung der Spitalfinanzierung im Kanton Graubünden vorzunehmen. Die Bündner Regierung beantragte dem Grossen Rat, den vorliegenden Auftrag abzulehnen. Mittels eines Abänderungsantrags von FDP-Grossrätin Patricia Hitz-Rusch liess sich der Grosse Rat überzeugen, den Auftrag an die Regierung zu geben, den Kredit für die gemeinwirtschaftlichen Leistungen der Spitäler um 7 Mio. Fr. anzuheben. Der Auftrag wurde in der abgeänderten Form mit 93:0 Stimmen bei 1 Enthaltung überwiesen.

 

 

Auftrag Rutishauser betreffend Ausrichtung einer Coronaprämie an das Bündner Gesundheitspersonal

In ihrem Auftrag forderte Renate Rutishauser eine Coronaprämie für das Bündner Gesundheitspersonal. Eine solche Geste behebe zwar den Fachkräftemangel nicht und eine Coronaprämie entbinde auch nicht von weiteren notwendigen Massnahmen. Jedoch sei sie als Dank für die Bewältigung einer aussergewöhnlichen Herausforderung zu verstehen. Die Regierung lehnte den Auftrag ab mit der Begründung, dass dies nicht in den Aufgabenbereich der Regierung falle, sondern Sache der Träger der Institutionen des Gesundheitsbereichs sei. Ebenfalls gegen dieses Ansinnen wendete sich MITTE-Grossrat Urs Hardegger mit dem Argument, dass es nicht darum gehe, nicht zielführende Boni auszuschütten, sondern die generellen Rahmenbedingungen des Pflegepersonals zu verbessern. Der Auftrag wurde mit grosser Mehrheit gegen die Stimmen der SP abgelehnt.

Dringliche Anfrage der SP-Fraktion betreffend Massnahmen in der Pandemieentwicklung

Die SP hatte eine dringliche Anfrage eingegeben, die von der Präsidentenkonferenz zur Ablehnung empfohlen wurde. Die MITTE-Fraktion unterstützte die Dringlichkeit der Anfrage und verhalf dem Anliegen gegen die FDP und SVP zum Durchbruch. In der Debatte zum Inhalt der Anfrage standen Fragen der Intensivierung der Impfkampagne, der Anwendung des COVID-Zertifikats und der CO2-Messung in den Räumen der Volksschule im Vordergrund.

MITTE-Regierungsrat Jon Domenic Parolini zeigte sich skeptisch gegenüber der CO2-Messung, da der Zusammenhang mit der Virenlast nicht erforscht sei. MITTE-Grossrätin Cornelia Märchy-Caduff fragte dazu, ob es möglich sei, dass der Kanton die Schultestungen in allen Gemeinden und Schulen obligatorisch mache. SP-Regierungsrat Peter Peyer riet davon ab. MITTE-Regierungsrat Jon Domenic Parolini sprach sich für eine Ausweitung der freiwilligen Tests an den Schulen aus. Es beteiligten sich in der Vorwoche 45 und in der laufenden Woche 93 Schulen an den freiwilligen Tests. Vergangene Woche wurden 884 Pools und diese Woche 1180 Pools ausgewertet. Die Tendenz ist laut Parolini steigend.

MITTE-Grossrat Urs Hardegger berichtete von Erfahrungen eines älteren Ehepaares, dass auf dem Weg zur Impfung im Kantonsspital Graubünden sowie im Spital Schiers miserable Bedingungen vorfand. SP-Regierungsrat Peter Peyer bezeichnete dieses Problem im Vergleich mit Situationen in andern Ländern als ein Jammern auf hohem Niveau.

MITTE-Grossrat Franz Sepp Caluori plädierte für eine höhere Impfquote, damit die Einführung der Zertifikatspflicht in der Gastronomie realistisch werde. «Ich bitte die Regierung, die Zertifikatspflicht nicht vorsorglich einzuführen, sondern erst,  wenn die Spitäler an ihre Versorgungsgrenzen stossen.»

MITTE-Grossrat Ursin Widmer sprach über die mögliche Zertifikatspflicht. Diese würde auch den Sport- und den Musikbereich stark treffen, ist Widmer überzeugt. «Ich mache mir Sorgen über die fortschreitende Spaltung der Gesellschaft», so Widmer. «Was machen wir mit Leuten, die sich aus persönlichem Recht nicht impfen lassen wollen oder können? Zeigen wir auf die Impfunwilligen. Und diese zeigen auf die Geimpften?» Widmer sagt weiter: Nicht zuletzt würden auch kleine Vereine leiden, Mitglieder und Zuschauer verlieren und dadurch würde auch gesellschaftliches Leben verloren gehen. Wir sollten das Augenmerk von der technischen Umsetzung hin zu gesellschaftlichen Lösungen ausweiten. Es geht um mehr, als um einen Zettel in der Hand, so Widmer.

 

 

Fraktionsanfrage CVP betreffend Unterstützung von lebenslangem Lernen für die Berufswelt der Zukunft

MITTE-Grossrat Reto Loepfe vertrat die Anfrage der ehemaligen CVP-Fraktion, in welcher der Regierung die Frage gestellt wurde, ob Zweit- und Weiterbildungen in zukunftsfähigen Berufen allenfalls mit Stipendien statt Darlehen gefördert werden können. MITTE-Regierungsrat Jon Domenic Parolini zeigt sich wenig offen für ein solches Ansinnen, da dies die Massnahmen für die Bildung und für die Existenzsicherung vermischen würden. Zudem sehe die Regierung kaum Möglichkeiten, zukunftsfähige von nicht zukunftsfähigen Berufsbildern zu unterscheiden. Reto Loepfe zeigte sich nicht zufrieden mit der Antwort, da die Regierung ja selbst in der Beantwortung der Anfrage zugegeben habe, dass Stipendien für die Antragssteller interessanter seien. Er behielt sich die Einreichung eines Auftrags in der nächsten Session vor.

Fragestunde Themenbereich Wolf

In der Fragestunde zeigte sich, dass die MITTE Graubünden die einzige echte Vertreterin der Interessen der peripheren Regionen ist. Das Thema Wolf wurde gänzlich von den MITTE-Grossräten als Fragesteller und MITTE-Regierungspräsident Mario Cavigelli dominiert. MITTE-Parteipräsident Kevin Brunold  nahm bei seiner Frage Bezug auf ein Rechtsgutachten über die rechtlichen Möglichkeiten zum Schutz des Eigentums und weiterer Rechte gegen Übergriffe von Wölfen. Regierungspräsident Mario Cavigelli sagte dazu: «Die Regierung fordert, dass der Schutzstatus des Wolfes in der eidgenössischen Gesetzgebung neu beurteilt wird». Laut seiner Aussage setzt sich die Regierung dafür ein, dass die Wolfsregulierung präventiv gemacht werden kann. Aus Sicht der Regierung braucht es eine Revision des eidgenössischen Jagdgesetzes. Sie zielt auf ein vernünftiges Nebeneinander von Jagd und Wolf hin.

MITTE-Co-Fraktionspräsident Reto Crameri wollte von der Regierung wissen, wie viele Risse durch Wölfe in diesem Jahr bisher festgestellt wurden. Bis Mitte August wurden im laufenden Jahr in Graubünden 178 Nutztierrisse festgestellt, meist Schafe. Hinzu kommen mehrere verletzte Tiere. Regierungsrat Mario Cavigelli zeigt sich bereit, die polizeiliche Generalklausel anzurufen und für bestimmte Problemwölfe sofort den Abschuss zu verfügen.

MITTE-Grossrat Rico Lamprecht wollte von der Regierung wissen, ob Aufwand und Tierarztkosten für die Genesung von verletzten Tieren vom Staat übernommen werden oder ob diese der Tierbesitzer übernehmen muss. Regierungsrat Marcus Caduff erklärt, dass diese Kosten übernommen würden. Hingegen würden Sömmerungsbeiträge nach der Entladung einer Alp nicht mehr ausbezahlt und der Aufwand der Betroffenen nicht entschädigt. Ziel sei es schliesslich, Alpen zu pflegen und sie nicht dem Wolf zu überlassen. Und abschliessend bestätigt der Regierungsrat, dass Tiere, die nach einem nachgewiesenen Wolfsübergriff vermisst werden, auch entschädigt werden.

MITTE-Fraktionsvorstandsmitglied Carmelia Maissen sorgte sich über die angespannte Stimmung aufgrund der Wolfspräsenz. Sie fragte, wie die Regierung die Stimmungslage einschätzt und was sie unternimmt, um das Vertrauen zu halten sowie Vertrauen zu schaffen. Regierungsrat Mario Cavigelli sagte in seinen Antworten, dass die Entwicklung der Regierung Sorgen bereite und sie die Ängste und Forderungen der Betroffenen sehr ernst nehme. Als Massnahmen wurde die Kommunikation über das Thema sowie zu Betroffenen und Fachleuten des Kantons verstärkt. Auch stehe die Regierung mit dem Bund in engem Austausch.

MITTE-Grossrat Stefan Schmid stellte Fragen zu Problemen mit Herdenschutzhunden. Regierungsrat Mario Cavigelli bestätigte, dass sich die Regierung auch der Problematik mit Herdenschutzhunden bewusst sei, insbesondere wegen gesperrten Wanderwegen. Über Sperrungen von Wanderwegen würden die Gemeinden entscheiden.

MITTE-Grossrat Maurus Tomaschett wollte von der Regierung in ironischer Art wissen, wie sie sich zum touristischen Nutzungspotenzial des Wolfes stelle. Regierungsrat Mario Cavigelli wies in seiner Antwort darauf hin, dass sich diese Frage nicht stelle, da der Mensch den Wolf kaum zu Gesicht bekäme und die negativen Folgen der Wolfspräsenz zurzeit im Vordergrund stünden.

 

*zum Autor: Reto Loepfe ist seit 2018 im Grossen Rat für Die Mitte Graubünden. Er war bereits von 1997 bis 2010 Mitglied des Grossen Rates für die CVP. Reto Loepfe ist seit 2016 Gemeindepräsident von Rhäzüns und Ortsparteipräsident von Rhäzüns.

 

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